Samstag, 4. Juli 2009

Ein Märchen.



Es war einmal eine grosse Familie, die sehr sehr reich war. Diese Familie hatte soviel Geld und Gold, dass sie ohne Mühe ganze Länder hätte kaufen können. Nachdem alle Mitglieder dieser großen Familie sich schon alles gekauft hatten, was sie sich nur wünschen konnten, hielten sie einen Familienrat ab darüber, was man als nächstes mit dem vielen Geld denn noch machen könnte. Sie trafen sich in einem der riesigen Schlösser und besprachen, was man noch kaufen könnte. Der erste Sohn des Familienchefs war der Ansicht, man könne doch ein riesiges Haus errichten um weiter Goldbarren und Goldmünzen dort einzulagern. Und so kam es, dass die grosse reiche Familie alle Goldbarren und Goldmünzen kaufte, bis das ganze riesige Gebäude prall gefüllt war. Da nun fast alles Gold der reichen Familie gehörte, konnten die anderen Menschen nur noch Gold kaufen, wenn die reiche Familie bereit war, ihr Gold zu verkaufen. Hin und wieder gaben sie eine oder zwei Tonnen zum Verkauf frei. Da die Nachfrage der anderen Menschen nach Gold aber immer größer war als die Menge, die die reiche Familie zu verkaufen bereit war, musste jeder, der ein wenig Gold für eine kleine Kette oder einen Ring haben wollte, sehr viel Geld dafür bezahlen. Und so kam es, dass die reiche Familie immer mehr Geld bekam und immer reicher wurde. Nach einiger Zeit trafen sich die Mitglieder der reichen Familie in dem großen Schloß des zweiten Sohnes des Familienchefs, um wieder zu überlegen, was man mit den neu verdienten Geld anstellen könnte. Der zweite Sohn des Familienchefs machten den Vorschlag, ein riesiges Gebäude zu bauen, vollgefüllt mit Tresoren, um Diamanten und Edelsteine dort einzulagern. So wurde es beschlossen und durchgeführt. Die reiche Familie kaufte alle Diamanten und Edelsteine, derer sie habhaft werden konnte und schloss alle diese Kostbarkeiten in ihre Tresore ein.
Wenn nun die Kaiser und Könige für Kronen, Zepter oder Königin oder Kaiserin Edelsteine oder Diamanten haben wollten, mussten sie diese sehr teuer bei der reichen Familie kaufen. Und wieder kam es so, wie schon bei dem Verkauf des Goldes, die reiche Familie wurde reicher und reicher; wusste schon nicht mehr, wo sie das ganze Geld einlagern sollte.
Und so traf sich die große reiche Familie in dem gewaltigen Schloß des dritten Sohnes des Familienchefs und beratschlagte, was man mit der riesigen Menge Geldes als nächstes tun wollte. Der dritte Sohn schlug vor, man solle ein riesiges Haus bauen und dort Teile des Geldes an andere Menschen zu verleihen, die kein eigenes Geld hätten und trotzdem vielleicht ein Häuschen errichten möchten. Als Leihgebühr dachte die Familie einen zusätzlichen Betrag, den sie Zinsen nannten, zu berechnen, so dass die Menschen nicht nur den geliehenen Betrag sondern auch die Leihgebühren zurückzuzahlen hätten. Da eine solche Zurückzahlung viele Jahre dauerte, nahm die Familie das gebaute Haus der Menschen oder auch andere möglichst wertvolle Gegenstände als Sicherheit in ihren Besitz. Da viele Menschen auch gerne ein eigenes Haus haben wollten, war die Nachfrage nach Leihgeldern sehr gross und wenn die Menschen sich 500 Taler liehen, mussten sie innerhalb von drei oder vier Jahren 700 oder mehr Taler zurückzahlen. Wenn diese Rückzahlung nicht pünktlich erfolgte, passierte es häufig, dass die reiche Familie das vom Leihgeld angeschaffte Haus anstelle der Rückzahlung des Leihgeldes übernahm und es anderweitig mit Gewinn verkaufte.
Nach einigen Jahren hatte die große reiche Familie soviel zusätzliches Geld eingenommen, dass wieder beratschlagt werden musste, was man mit dem neuen Geld denn nun machen sollte.
Man traf sich in dem wunderschönen Schloß des vierten Sohnes des Familienchefs Nach langer Beratung schlug der vierte Sohn vor, man könne doch jetzt in zwei oder drei fremde Länder gehen, um auch dort ein neues Haus für Golbarren und Goldmünzen zu errichten; dazu noch ein großes Gebäude für Tresore, um Diamanten und Edelsteine in großen Mengen zu lagern und eine weiteres Gebäude für den Geldverleih zu errichten. Gesagt, getan und so kam es, dass die große reiche Familie immer weiter reicher und reicher wurde. Nach einigen Jahren hatten die vier Söhne des Familienchefs in der ganzen Welt Riesenhäuser, angefüllt mit Goldbarren, Goldmünzen, Diamanten und Edelsteinen, dazu riesengroße Häuser, in denen Geld an andere Menschen gegen Zinsen verliehen wurde. Die Geldverleihhäuser nannten sie dann Banken. Der Reichtum der reichen großen Familie wuchs unendlich und wieder traf sich die reiche Familie in dem unerhört prunkvollen Schloß des fünften Sohnes des Familienchefs um zu beratschlagen, was man mit soviel Geld weiterhin machen könnte. Um die Geldverleihhäuser, die Gebäude, prall gefüllt mit Gold und Edelsteinen in allen Ländern zu kontrollieren, hatte die reiche Familie mittlerweile eine große Anzahl von Menschen eingestellt, die für sie arbeiteten. Die reiche Familie besaß Flugzeuge, Schiffe, Yachten, viele riesige Bauwerke in allen Kontinenten und riesige Ländereien, die man zu Fuss nicht einmal in einem Monat umschreiten konnte. Der fünfte Sohn des Familienchefs schlug vor, dass es an der Zeit sei, die Kaiser und Könige der vielen Länder für sich zu gewinnen. Und so wurde beschlossen, den Kaisern und Königen der vielen Länder für neue Schlösser und andere Luxuswaren Geld zu leihen. Und die Könige und Kaiser liehen sich immer mehr und immer grössere Summen von Geld ohne je daran zu denken, die geliehenen Summen mit Zinsen zurückzuzahlen. Die fünf Söhne des Familienchefs überlegten, wie man die Kaiser und Könige der Länder dazu bringen könnte, dass geliehene Geld und die Leihgebühren, die Zinsen, zurückzuzahlen. Der Familienchef der reichen großen Familie hatte sich zunächst einmal nicht in die Diskussion seiner fünf Söhne eingeschaltet. Nach einem kurzen Gespräch mit dem sechsten Sohn schlug der Familienchef vor, die Kaiser und Könige der vielen Länder dazu zu bewegen, der reichen Familie die einzelnen Länder als Rückzahlung des geliehenen Geldes und der inzwischen angefallenen Leihgebühren, sprich Zinsen, zu übertragen. Die sechs Söhne reisten in alle Länder, um entsprechende Vereinbarungen mit Kaisern und Königen zu treffen. Die Hälfte der hochverschuldeten Kaiser und Könige waren sehr empört über die Forderung und lehnten sie ab.
Dafür erhöhten sie die Abgaben und Steuern für ihre Untertanen, um die angefallenen Schulden ihres Luxuslebens abzuzahlen, um die Übergabe des Landes an die reiche große Familie zu vermeiden. Die andere Hälfte der Kaiser und Könige konnten ihre Schulden bei der reichen Familie nicht zurückzahlen und ihre Länder wurden so Eigentum der reichen Familie. Die Kaiser und Könige dürften zwar weiterhin in ihren Schössern leben, mussten aber das tun, was die Söhne der reichen Familie ihnen befahlen.
Die sechs Söhne des Familienchefs hatten im Verlauf der Jahre selbst jeder mehrere Söhne, die mittlerweile ebenfalls in der Lage waren, das Finanzimperium des Familienchefs zu überwachen und zu kontrollieren. Als der altgewordene Familienchef starb, wurde der erste Sohn der neue Familienchef. Die sechs Söhne und deren Söhne herrschten über die Länder und befahlen den Menschen dieser Länder, was sie zu tun hatten. Wenn die Menschen ungehorsam waren wurden sie hart bestraft. Bei allem bedienten sich die sechs Söhne der reichen Familie der vorhandenen Kaiser und Könige, sie selbst traten nie als herrschend in Erscheinung.
Die reiche Familie war in der Zwischenzeit um ein vielfaches angewachsen und wurde ständig reicher und reicher. Ihre Schätze wuchsen und wuchsen.
Eines Tages beschlossen die sechs Söhne der reichen Familie, sich im Schloss des alten Familienchefs zu treffen, um Entscheidungen darüber zu treffen, wie und wo ihr unermesslicher großer Reichtum noch größer werde könnte und wie sie ihren Einfluss und ihre Macht noch steigern könnten. Die sechs Söhne kamen überein, dass in den von ihnen beherrschten Ländern
eine neue Ordnung zum Vorteil der reichen Familie wäre. So beschlossen sie, die Länder unselbständig zu machen. Die Länder 1 bis 3 sollten nur noch Zwiebeln anbauen dürfen. Nichts anderes als Zwiebeln. Die Länder 4 bis 6 sollten nur noch Schweine züchten dürfen, die Länder 7 bis 9 nur Kirschen, so fuhren sie fort, bis sie allen Ländern in denen sie bestimmten, ein einziges Produkt zugewiesen hatten. Die Folge davon war nach kurzer Zeit, dass z.B. Die Menschen, die nur Kirschen anbauten vergaßen, wie Kühe zu halten sind oder wie man Kartoffeln anbaut. So konnten die Menschen in dem jeweiligen Land immer nur ein Produkt ihres täglichen Bedarfs erzeugen und mussten andere Waren sehr teuer dazu erwerben. Die reiche Familie bestimmte auch, was die Menschen für ihre Arbeit verdienen sollten und das war in der Regel zu wenig, um die Waren aus anderen Ländern zu kaufen. Kein Land war für sich allein mehr in der Lage, etwas anderes zu erzeugen als das, was die reiche Familie befahl.
Zur gleichen Zeit beschlossen die sechs Söhne der reichen Familie die Verschiebung der Bevölkerungen von einem Land in das andere.
Um die Durchführung ihrer Befehle zu kontrollieren, schufen die sechs Söhne der reichen Familie neue strenge Gesetze, Verstöße sollten möglicherweise mit dem Tod bestraft werden.
Die Kontrolle der vielen Länder erforderte ein Höchstmass an Beweglichkeit, so dass die sechs Söhne ständig in der Welt umherflogen. Aufgrund verschiedener Umstände ergab es sich eines Tages, dass die sechs Söhne der reichen Familie zusammen mit ihren Söhnen im gleichen Flugzeug unterwegs waren. Der Pilot geriet über dem Nordatlantik in eine Schlechtwetterfront, seitdem ist das Flugzeug und die Insassen verschollen.

Die Söhne der sechs Söhne der reichen Familie waren alle ohne Nachkommen.

Und da sie wahrscheinlich gestorben sind, leben sie heute nicht mehr.
Oder wie war das noch gleich bei Märchen.

(Pinkward Brown)

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